Grau und verregnet zeigt sich uns Belgrad nach unserer Ankunft.
Beim Blick aus dem Fenster unseres Hotelzimmers empfängt uns Belgrader Hinterhofromantik.
Aber es gibt in Belgrad einen Ort, der trotz der widrigen Umstände die Stimmung hebt – das Café „?“.
Noch Fragen? (Foto: H. Riedel)
In Belgrad haben nicht nur Cafés seltsame Namen, auch die Straßenschilder sind ungewöhnlich.
Mittags wird das Wetter besser. Wir machen einen Stadtbummel. Hier das Parlamentsgebäude, Sitz der serbischen Nationalversammlung – Dom Narodne skupštine.
In der Skadarska Straße, oder Skadarlija, sind Belgrads Künstler daheim. Mittlerweile fühlen sich in den zahlreichen Restaurants aber auch viele Touristen wohl.
In der orthodoxen Kathedrale trifft sich am Ostersonntag Serbiens Polit- und Kirchenprominenz.
Auch die katholische Konkurrenz ist sich für einen Besuch nicht zu schade.
Nach dem Gottesdienst verlassen die VIPs die Kirche. Unter anderem Ex-Premier Ivica Dačić (2. Reihe, 1. von links) und Patriarch Irinej (1. Reihe, mittig) der Metropolit von Belgrad.
Bei Golubac erreichen wir die Donau. Hier beginnt ihr Durchbruch durch die Karpaten, das „Eiserne Tor“ – auf Serbisch: Đerdap.
Unser Ziel heißt Donji Milanovac. Hier soll es ein Büro der Nationalparkverwaltung geben. Wir hoffen dort ein paar Infos zu Wanderungen im Nationalpark zu bekommen. Vielleicht sogar Wanderkarten?
Wie es scheint, werden hier auch Serbiens kulinarische Spezialitäten gezüchtet. (Foto: H. Riedel)
Leider ist wandern recht umständlich im Nationalpark. Die für uns interessanten Touren sind nur mit Führer möglich. Wir entscheiden uns für einen Spaziergang in der Nähe.
Ich habe schon viele Abschnitte der Donau gesehen, der Karpatendurchbruch bleibt für mich der schönste!
Unser nächstes Ziel: die Felsenschlucht von Vratna. Am Kloster Vratna beginnt der Pfad in die Schlucht. (Foto: H. Riedel)
Unsere Rucksäcke können wir auf dem Klosterhof lassen und so unbeschwert in die Tiefen der Vratna-Schlucht hinabsteigen. Aber erst einmal geht es bergauf.
Das Besondere in der Schlucht sind ihre Felsentore, „prerast“ oder „kapija“ genannt. Zwei von drei Toren sind laut wissenschaftlicher Forschungen durch den Einsturz einer Höhle entstanden.
Vor uns erhebt sich das „Große Tor“, 45 m lang und 26 m hoch, mit einer Breite von 22 bis 33 m.
Ein Stück stromab steht das „Kleine Tor“, 30 m breit, 15 m lang und 34 m hoch.
Nach rund 150 m geht es barfuß auf die andere Flussseite. Wer konnte ahnen, dass die Regentage alle „Hüpfsteine“ unter Wasser gesetzt haben.
Schon nach etwa 25 m wechselt der Weg wieder durch den Bach auf die andere Seite. Es macht keinen Sinn, wenn wir jedes Mal die Schuhe an und ausziehen müssen, sind wir heute Abend noch in der Schlucht. Wir verzichten auf das dritte Tor und kehren um.
Am „Großen Tor“ zweigt ein Pfad ab zu einem Aussichtspunkt. Nach 20 Minuten schauen wir hinunter auf das „Kleine Tor“ und das Kloster.
Erzbischof Nikodimus Tismedski lies das Kloster im 13. Jahrhundert bauen, zu Zeiten des Königs Milutin.
Mal die Tiefe loten. (Foto: H. Riedel)
In Jabukovac, einem Nachbarort von Vratna, endet unsere Tagesetappe. Interessant ist das Dorf seiner Architektur wegen. Häuser wie dieses sind aber rar.
Hier dominieren solche architektonische Kreationen. Ein Haus kitschiger als das andere säumen die Dorfstraße. (Foto: H. Riedel)
Protzbauten, teilweise mit Stucksäulen versehen – Akropolis auf Serbisch. (Foto: H. Riedel)
Auf der Flanierpromenade. (Foto: H. Riedel)
Außer den Hofhunden bewachen Löwen und Raubvögel aus Gips die Grundstücke. (Foto: H. Riedel)
Dragiša, unser Pensionswirt, lädt uns im Paja – der hiesigen Dorfkneipe auf ein Bierchen ein. (Foto: H. Riedel)
Am Abend ist Stimmung auf dem Dorfplatz!
Eine Frau aus dem Dorf feiert ihren 60. Geburtstag.
Das Geburtstagskind hat sich gewünscht, dass ihre Freundinnen in Tracht zu der Feier erscheinen. (Foto: H. Riedel)
Ein Foto von Dragiša und seinen Freunden – für Facebook. (Foto: H. Riedel)
„Milošev Konak“ – unsere Unterkunft in Knjaževac. Eher unscheinbar aber eine der Besten auf unserer Reise. (Foto: H. Riedel)
Der einfachste Weg in die Stara Planina, ins „Alte Gebirge“ ist mit einem Taxi nach Babin zub zu fahren. (Foto: H. Riedel)
Bis zur Berghütte, Planinarski dom genannt, führt eine befestigte Straße.
Babin zub ist ein aus mehreren Felsen bestehender Berggipfel im Herzen der Stara Planina und bedeutet „Großmutters Zahn“.
Wir steigen auf den höchsten Punkt (1758 m). Leider verhüllen Wolken die umliegenden Berggipfel.
Die Nordwestseite der Babin zub ist Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden. Die Südseite dagegen wurde durch Skilifte kaputtgemacht.
In der Stara Planina befindet sich momentan auch der höchste Berg Serbiens, der Midžor (2169 m).
Im Nieselregen und dichtesten Nebel steigen wir die Jeep-Straße auf in Richtung Midžor.
Etwa 1 ½ km vor dem Gipfel ist der Weg verschwunden. Wir drehen um.
Bald liegen die Wolken wieder über uns, am Horizont reihen sich Großmutters Zähne und unterhalb leuchtet unsere Unterkunft zwischen den kahlen Baumstämmen hervor.
Am nächsten Morgen hat sich der Regen verzogen, wir wollen nach Ćuštica absteigen.
Ein Golden Retriever begleitet uns. (Foto: H. Riedel)
Der Abstieg dauert lang. Nach 1 ½ Stunden erreichen wir einen kleinen Weiler.
Der Weg durch das Dorf gleicht einer Schlammpiste.
Doch es kommt noch besser. Nach insgesamt über 5 Stunden kommt endlich eine Straße in Sicht. Zwischen uns und der Straße tobt ein Bergbach zu Tal und von einer Brücke fehlt weit und breit jede Spur. Wir müssen durchs Wasser.
Mit der Bahn wollen wir durch die wildeste Schlucht Serbiens von Knjaževac nach Niš fahren.
Unsere Unterkunft in Niš. Gleich gegenüber der Moschee, zentral gelegen, befindet sich das Sponsor-Hostel, das nehmen wir. (Foto: H. Riedel)
Die Moschee, eines der Symbole für den Vielvölkerstaat Serbien.
Niš ist eine praktische Stadt. In den Nebenstraßen gibt es viele kleine Läden und Kneipen.
Das Denkmal des Schriftstellers Stefan Sremac, wie er sich von seiner fiktiven Figur Kalča Jägerlatein auftischen lässt. (Foto: H. Riedel)
Auf dem Bauernmarkt neben der Festung erstehen wir 1,5 l selbstgebrannten Šljivovica. Ein Stück in 4 Akten:
Erst einmal heißt es zwischen den ganzen Kohlköpfen, Kartoffelbergen und Zwiebelhaufen eine geeignete Zielperson zu finden. (Foto: H. Riedel)
Wichtig! Nicht die Katze im Sack kaufen! (Foto: H. Riedel)
Etwas feilschen gehört dazu, auch wenn's nichts gebracht hat. Der kannte wohl seine Pappenheimer. (Foto: H. Riedel)
Kaum habe ich den Zaubertrunk in der Tasche, kommt schon einer, der angibt einen noch besseren zu haben. (Foto: H. Riedel)
Innerhalb der Festung von Niš steht die ehemalige Bali-Beg-Moschee aus dem 16. Jahrhundert.
Noch unter der Türkenherrschaft wurde die orthodoxe Kathedrale gebaut, nach byzantinischem Vorbild.
Bei einem Brand 2003 wurde ein Großteil des Interiors der Kathedrale zerstört, sie musste komplett restauriert werden.
Im Osten der Stadt liegt, Čele kula – der Schädelturm. 1809, nach der Schlacht auf dem Čegar-Berg, befahl der türkische Kommandant von Niš, Huršid-Pascha, die getöteten Serben zu enthaupten. Ein Teil der Köpfe wurden zur Abschreckung in einen Turm gemauert.
Von einst 952 Schädeln starren den Besucher heute noch 58, mehr oder weniger verfallene Totenköpfe an.
Im Nordosten der Stadt liegt das ehemalige KZ Crveni Krst (Rotes Kreuz). Es diente den Deutschen Besatzern als Durchgangslager. Hinter der Betonmauer erhebt sich ein zweigeschossiger Bau.
Im Erdgeschoss waren die Männer untergebracht, im ersten Stock die Frauen und oben unter dem Dach die politischen Gefangenen.
Die Zellen der politischen Häftlinge sind etwa 2 m² groß, es war dunkel und auf dem Boden hatten die Deutschen Stacheldraht ausgelegt, sodass der Häftling stehen musste.
Am 12. Februar 1942 gelang 105 Gefangenen die Flucht. Aufgrund dieser Begebenheit heißt die Gedenkstätte heute „12. Februar“.
Im Südwesten der Stadt erhebt sich der Bubanj-Hügel. Während der deutschen Besatzung wurden hier rund 12000 Menschen aus dem KZ Crveni Krst von den Nazis erschossen.
Unser letztes Reiseziel ist Sokobanja. In dem Kurort gibt es ein türkisches Hamam (Bad) aus dem 15. Jahrhundert.
Zum Ripaljka-Wasserfall führt der Weg teilweise durch nasses Gras und dichten, fast schon dschungelartigen Bergwald.
Uns ärgert immer wieder Nieselregen.
Monsterregenwürmer, 40 cm lang, winden sich über den nassen Boden. (Foto: H. Riedel)
Der Gradišnica-Bach führt viel Wasser.
Nach insgesamt 2 ¼ Stunden stehen wir vor dem rauschenden Wasserfall. (Foto: H. Riedel)
Erste Überflutungen künden sich an, wie hier an der Freiluftbühne bei Sokobanja. (Foto: H. Riedel)
Am Nachmittag wollen wir über den Aussichtspunkt Vidikovac zur Festung Sokograd (Falkenfestung) laufen.
Tief unter uns schäumt der Moravica-Bach.
Am Restaurant Lepterija hat der Moravica-Bach den Weg überflutet, wir müssen umkehren. (Foto: H. Riedel)
Ein Heiligenbild steht am Abzweig zur Mariä-Geburt-Kapelle (Hram Rođenja Presvete Bogorodice).
An der kleinen Kapelle vorbei steigen wir auf einem Pfad zum Aussichtsfelsen Golemi kamen. (Foto: H. Riedel)
Die Ruinen der Festung stehen auf Fundamenten aus der Römerzeit. 1413 wurde sie von den Türken zerstört.
Tief unten das Restaurant Lepterija und die Moravica.
Im Norden strahlt Sokobanja in der Abendsonne.
Auch am letzten Wandertag laufen wir im Regen. Unser Ziel ist das Dorf das Dorf Šarbanovac im Rtanj-Gebirge.
Zum Glück gibt es wie hier kleine Hütten, wo die Bauern ihr Heu lagern.
Zwar zeigt sich kurz die Sonne, aber schon drohen dunkle Gewitterwolken über dem Kamm des Ozren.
Am Horizont erhebt sich die Pyramide des Šiljak, mit 1565 m höchster Berg der serbischen Karpaten. Um die Gipfelpyramide ranken sich Legenden, so sollen sich dort oben Außerirdische herumtreiben.
Šarbanovac – von hier beginnt der Aufstieg zum Gipfel des Šiljak. Den Außerirdischen werden wir diesmal nicht begegnen. Doch wir kommen wieder!