22. Mai 1997. Mein Rumänien-Visum gilt 180 Tage. Meinen Job hatte ich geschmissen. Es geht los: Zu Fuß durch die Karpaten!
Erst mal auftanken. Wir sind angekommen im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten - in Rumänien.
Der Frühling hat die Karpaten erreicht. Meine Wanderung beginnt im Banat. Mit Uli will ich von Sasca Română nach Șopotu Nou durch die Nera-Klamm laufen.
Nach ein paar hundert Metern endet der Pfad am Ufer der Nera, wir müssen auf die andere Seite des Flusses.
Den in Fels gemeißelten Weg benutzten vor uns römische Legionäre, nach ihnen Waffenschmuggler und Soldaten. Ab und zu mussten wir auf allen Vieren durch mehr oder weniger lange Tunnel kriechen.
Die Nera-Brücken sind mindestens so abenteuerlich wie die Klamm selbst.
Meine Trekkingstöcke haben es Mihai angetan. Er wollte sie unbedingt haben.
Erst als ich ihn und seine Geschwister mit Müsliriegel versorgt hatte, durfte ich meine Stöcke behalten.
Eine Schotterstraße führt von Herkulesbad zum Cerna-Stausee, der sich an die Ausläufer des Godeanu-Gebirges schmiegt, unserem nächsten Abschnitt.
Die Hirten mit ihren Schafherden sind noch nicht auf den Bergweiden. Schnee und Wolken bedecken den Godeanu-Gipfel, nachdem das Massiv benannt wurde.
Wie würde es auf dem Karpatenkamm Ende Mai aussehen? Würden wir durchkommen, oder lag noch zuviel Schnee? Die beiden Fragen bewegten mich schon Monate vor der Tour.
Bis auf vereinzelte Schneefelder ist der Kamm frei. Am Horizont reihen sich die schneebedeckten Gipfel des Retezat-Gebirges, dort wollen wir hin.
Wir schaffen es heute bis in einen kleinen Sattel zwischen den Gipfeln Galbena und Stâna Mare. Zum Kochen müssen wir Schnee schmelzen.
Unser Zeltplatz am nächsten Morgen. Es ist der 29. Mai.
Uns bleibt nichts weiter übrig, wir müssen absteigen. Wir wählen für den Abstieg die Nordseite, so weit wir einschätzen können, geht es hier nicht so steil abwärts wie auf der Südseite.
Nach 4 ½ Stunden erreichen wir eine Hirtenhütte im Borăscu-Mare-Tal.
Unsere Klamotten sind völlig durchgeweicht. Richtig trocken werden sie wohl nicht.
Grundhygiene nach 2 Tagen.
Einen Tag lang müssen wir uns noch durchs Gestrüpp kämpfen, durch Bergbäche waten, über Baumstämme klettern und von einem Wildwechsel zum nächsten stolpern.
Sarmizegetusa Ulpia Traiana - die römische Hauptstadt der Provinz Dacien liegt bei Hațeg am Fuß der Ausläufer des Blojo-Massivs. Ich wollte aber auch das echte Sarmizegetusa sehen, die Hauptstadt der Daker.
Die Hauptstadt der Daker, Sarmizegetusa im Șureanu-Gebirge, wurde von den Römern zerstört und geriet in Vergessenheit.
Das Erste, auf das wir stoßen, ist eine Mauer, mit Moos bewachsen und recht gut erhalten. Sie schützte die Menschen im Zentrum des Ortes mit seinen Wohnhäusern, Tempeln und Heiligtümern.
Der Altarplatz, das heilige Zentrum der alten Dakerstadt.
Die Siedlung mit ihren Heiligtümern gehört heute zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Ein Heiligtum, das vermutlich als Kalender genutzt wurde.
Laut Plan müssten die Südkarpaten bereits Geschichte sein, stattdessen schleppe ich mich den Südhang des Retezat-Gebirges hinauf. Ungefähr eineinhalb Tage von der Stelle entfernt, wo uns der Sturm davonjagte.
Ich sitze vor einem Tümpel im Plaiu-Mic-Sattel, spüle meinen Nudeltopf.
Zwischen dem Kleinen Retezat und dem Hauptmassiv liegt das Tal des Lăpușnicul Mare. Die Brücke hat das Frühlingshochwasser zerstört.
Mittagspause an der SALVAMONT-Schutzhütte am Bucura-See.
Der Bucura-See ist mit 8,86 Hektar der größte Bergsee in den Karpaten Rumäniens.
Über einen schmalen Grat und lockere Geröllbrocken kraxelte ich auf den höchsten Berg im Retezat, die Peleaga (2509 m). Es war mein erster 2500-Meter-Berg.
Wegmarkierung im Tal Valea Rea. Alles klar?
Über das Valea Rea-Tal geht es zum Galeș-See.
Frühlingsboten im Retezat: die Siebenbürgische Alpenrose (Rhododendron kotschyi).
Am Galeș-See. Ich hole meinen Juwel-Kocher raus und mache Wasser heiß für einen Tee.
Am Morgen werde ich das Gebirge verlassen. Aber auf welchem Weg?
Ich entscheide mich für den Weg zur Pietrele-Hütte, da gibt's Bier.
Am Tăul dintre Brazi (1740 m) erreiche ich einen Bergsee, der mitten im Wald liegt.
Das Tal Valea Rea eine Etage tiefer.
Ohaba de sub Piatră: Noch etwas benommen klettere ich am nächsten Morgen in den Zug nach Petroșani, der mich zu meinem nächsten Wanderziel bringt - dem Parâng-Gebirge.
Ich brauche den ganzen Tag, um nach oben zu kommen und bin stolz, mancher schaffte es sein Leben lang nicht.
Auf dem Parângul Mic lerne ich die Familie Mihail aus Orăștie kennen. Sie suchen Alpenrosenblüten ich suche einen Platz für mein Zelt.
Wenig später lerne ich diesen Gesellen kennen. Erst ein Hagel von Flüchen, die ich nicht verstand und ein Hirtenknüppel schien ihn davon zu überzeugen, dass ich weder Bär noch Wolf war und auch keine Schafe klauen wollte.
So mache ich die Bekanntschaft mit 5 Hunden, 200 Schafen und Cristie mit seinem Vater, echte Ciobani - Karpatenhirten.
Teepause am Câlcescu-See.
Die Hirten treiben am nächsten Morgen ihre Schafe auf die Bergweiden.
Ich steige ab.
Meine Schuhe rutschten über glatte Steine, stolperten über tiefliegende Äste von Latschenkiefern und stoppten abrupt an einer Stelle, die aussah, als ob jemand mit einer Handvoll Wald Mikado gespielt hatte.
Unten im Tal auf einer Wiese am Lotru-Bach mache ich Mittag, Mücken ärgern mich. Dabei finde ich den Platz sehr schön.
Die Nationalstraße 67c führt mich in neue Bergregionen - das Lotru-Gebirge.
Nach 8 ½ Stunden baue ich am Tâmpele mein Zelt auf.
Ich hatte mir einen guten Zeltplatz ausgesucht. Am nächsten Morgen zeigt sich das ganze Parâng-Panorama am Horizont.
Konkurrenzlos!
Querfeldein folge ich dem Bergrücken, mein nächstes Ziel ist das Cindrel-Gebirge.
Die Wegmarkierung im Lotru-Gebirge endet und der Wegweiser taucht auf, hilft mir aber auch nicht recht weiter.
Die Fichten blühen.
Vom Weiler Șteflești geht es hinauf ins Cindrel-Gebirge.
Der Gipfel des Cindrel (2244 m), höchster Punkt im gleichnamigen Massiv.
Tief unter mir, der Iezerul-Mare-See. Hier zerstörte ich mir beim Aufsetzen des Rucksacks mein rechtes Knie.
Neugierig schaue ich zu, wie mir der Doktor, ein Mann Ende fünfzig, zum siebenten Mal eine Flüssigkeit mit dem Namen Boicil Forte ins Knie spritzt.
Bei strahlend blauem Himmel bin ich dazu verdammt Sibiu zu erkunden und das für die nächsten 10 Tage.
Ich wohne in einem Haus am Großen Ring von Sibiu. Jeden Tag sehe ich dem Treiben vor der römisch-katholischen Kirche zu.
Die Pempflinger Gasse in der Altstadt verbindet die Oberstadt mit der Unterstadt.
Das höchste Gebäude Sibius (73 m), die evangelische Stadtpfarrkirche aus dem 14. Jahrhundert.
Gewitter über Hermannstadt.
Ghița ist Hirte in Cașolț, einem Dörfchen östlich von Sibiu. Zwölf Kühe besitzt Ghița, doch in erster Linie war er ein Păcurar - ein Schafbesitzer.
Seine 500 Schafe weideten auf 60 Hektar Bergwiesen hinter dem Dorf.
Doch auf der Alm weiden nicht nur Schafe.
Fütterung.
Die berühmt berüchtigten Herdenschutzhunde können zum Albtraum eines Wanderers in den Karpaten werden.
Von den vier Ciobani (Schafhirten), die bei Ghița arbeiten, sind drei mit dem Melken der Tiere beschäftigt. Einer steht im Schafpferch und treibt die Tiere zu zwei Öffnungen in einem Bretterverschlag, dem Comarnic. Dahinter sitzen zwei Hirten. Sobald die Köpfe der Schafe sichtbar sind, packen die Männer zu und ziehen die Schafe durch die Öffnungen, jeder klemmt sein Schaf zwischen die Knie und fängt an es zu melken.
Etwa eine Stunde dauert es, dann ist der Käse fertig. Fünf Liter Milch ergeben rund ein Kilo Käse - Telemea genannt.
Während der Käse im Kessel reift, hockt sich Ghița ans Feuer und beginnt Mămăligă (Maisbrei) zu kochen - das Grundnahrungsmittel der Hirten.
Mit Schwung stülpt er den Topf mit dem Brei um und balanciert den dampfenden Teigklumpen zu einem Holztisch vor der Stâna.
Der fertige Schafskäse wird auf dem Markt in Sibiu verkauft.
Hans-Jürgen braucht noch Benzin für seinen Kocher. Er merkt es bei Einbruch der Dämmerung in Turnu Roșu, einem Dörfchen am Fuß des Făgăraș-Gebirges. Von hier wollen wir morgen früh den Aufstieg beginnen.
Der Avrig-See ist unser erstes Tagesziel im Fogarascher Gebirge. Wir sind nicht die einzigen Bergwanderer und die Möglichkeiten zum Zelten am See sind begrenzt.
Wolken kriechen am Abend über die Fogarasch-Kette und hüllen die Gipfel Gârbova und Scara ein.
Früh am Morgen machen wir uns auf den Weg zur Cabana Negoiu.
Bald schluckt uns der Nebel.
Die Almhütte ist verlassen, ein Zeichen, dass der Weidebetrieb in den Karpaten rückläufig ist.
Nasse Füße sind nicht zu vermeiden, beim Queren des Șerbota-Bachs.
Wir erreichen die Cabana Negoiu gegen Mittag. Herr Pitaru, der Hüttenwirt, sägt Holz für den Winter.
Mit Bohnensuppe, Omelett und Bärenbier im Bauch arbeiten wir uns eine Stunde später in Richtung Calțun-See. Der Weg drückt sich am Fels entlang, ihn markiert ein blaues Dreieck. Stellen, die gefährlich aussehen, überbrücken Gitterroste und am Fels baumeln Stahlseile.
Wie ein Sägeblatt zieht sich hoch über uns die Custura Sărății zum Negoi, dem zweithöchsten Gipfel der rumänischen Karpaten. Überall kleben Schneefetzen des letzten Winters.
Meine erste „schwarze Ziege“ auf der Wanderung entdecke ich unterhalb der Bergerscharte.
Ein Spalt kaum breiter als zwei Rucksäcke, teilt die Felswand. Strunga Ciobanului (Hirtenkamin), heißt die Stelle auf meiner Karte. Ich ärgere mich über den Namen. Nie im Leben wäre ein Hirte auf die Idee gekommen, sich da durchzuschinden. Die Sachsen nennen den Einschnitt Bergerscharte.
Nach 10 Stunden erreichen wir unser Tagesziel - den Calțun-See.
Die vier Stunden bis zum Capra-See am nächsten Tag waren wie Urlaub. Zwar regnete es am Morgen, doch das beeindruckte niemanden.
Am Gämsen-See, haben wir etwa die Hälfte des Gebirges geschafft.
Der Tag neigt sich dem Ende entgegen. Die Sonne steigt ab und aus dem Bâlea-Tal steigt Nebel auf.
Der Morgen ist schön. Im Süden begrüßt uns der Gipfel des Mușeteica.
Vom Gipfel des Vârful la Iezerul Caprei sehen wir schon den höchsten Berg der rumänischen Karpaten am Horizont, den Moldoveanu (2544 m).
Der Weg führt vorbei an skurrilen Felsformationen wie dem Fereastra Zmeilor - dem Drachenfenster.
Auf dem Fogarasch-Hauptkamm erreichen wir den ausgesetzten Grat der „La trei pași de moarte“ (Drei Schritte bis zum Tod)
Die mit Stahlseilen gesicherte Stelle ist ein Klacks verglichen mit der Bergerscharte am Negoi.
Ein Relikt einstiger Vergletscherung ist der See im Valea Rea unterhalb des Moldoveanu.
Die Notunterkunft im Zârnei-Sattel hat die Form eines Iglus, mit Löchern in den Wänden. Außen auf den Löchern kleben Pin-up-Girls, innen sieht es aus wie auf einer Bahnhofstoilette.
Hirtenhütte im Comisu-Joch. Hier endet unsere Wanderung durch das Fogarascher Gebirge.
Wasser ist hier rar, doch man weiß sich zu helfen.
Am Abend kommen die Hirten von den Berghängen hinab zu ihren Almhütten.
Das Leben der Wanderhirten bestimmen die Rinder und Schafe. Im Sommer ziehen sie mit ihren Tieren durchs Gebirge, im Winter kehren sie zurück in die Dörfer.
Leider jagte uns ein Gewitter vom Kamm des Königstein (Piatra Craiului), meinem nächsten Karpatenmassiv.
Doch auf den Wiesen blühen Bergblumen in allen Farben. Zum Beispiel die Langblütige Schlüsselblume (Primula halleri).
Oder Frühlingsenzian (Gentiana verna).
Im Dorfladen von Dâmbovicioara gibt's ein Bierchen und was zu Futtern.
Durch die Schlucht der Dâmbovicioara ...
... erreichen wir Podu Dâmboviței.
Eine Käsespezialität, die es nur hier gibt, ist der in Baumrinde geräucherte Hirtenkäse.
Am nächsten Tag verlassen wir Podu Dâmboviței in Richtung Osten. Es geht hinauf in die Berge des Leaota-Massivs.
Alpenrosen überziehen die Berghänge im Leaota-Gebirge.
Ganze Hänge bedecken die roten Blüten dieser Azaleenart, und am Horizont leuchtet schemenhaft der Königstein in der Abendsonne.
Im Osten ragen die Steilwände des Bucegi-Gebirges in die Wolken.
Wasser brauchen wir fürs Abendessen ...
... und zum Spülen.
Das Bucegi-Gebirge empfängt uns so, wie uns das Leaota verabschiedet hat - mit Bergblumen (Gentiana clusii).
Nördlich des Șaua Strunga (Strunga-Sattels) erheben sich die Felswände der Muntele Grohotișul.
Auf dem Plateau stehen kuriose Konglomeratfelsen herum.
Die Babele (Mütterchen) sind mit die Bekanntesten.
Und wer glaubt, die Sphinx gibt es nur in Gise, irrt. In Rumänien gibt es sie gleich zweimal: auf dem Bucegi-Plateau, etwa 200 m nördlich der Babele-Hütte, das Original und die Kopie auf der Rückseite einer 50 000 Lei Banknote.
Unser letzter Tag im Bucegi beginnt sonnig. Wir hatten auf dem Plateau gezeltet.
Wolken ziehen an den Steilwänden des Caraiman hinauf, typisch für das Bucegi-Gebirge.
Von der Cabana Caraiman sehe ich schon mein nächstes Ziel am Horizont – die Ostkarpaten.
Das Heldenkreuz unterhalb des Caraiman-Gipfels. Als Helden galten im Winter 1916 die Soldaten der königlichen Armee Rumäniens, die bei der Verteidigung des Prahova-Tals ihr Leben ließen.
Der Bach im Tal Valea Albă verlässt das Bucegi-Gebirge nach Osten. Und auch ich verlasse es in Richtung Brașov – die Südkarpaten liegen hinter mir.
Das erste Massiv der Ostkarpaten ist der Schuler (Postăvarul). Vom Wintersportort Poiana Brașov (Schulerau) geht es hinunter nach Kronstadt (Brașov).
Brașov oder auf deutsch Kronstadt liegt den Karpaten zu Füßen. Direkt hinter der Altstadt erheben sich die Hänge des Tâmpa-Berges und von dort sind es etwa 3 - 4 Tage bis ins Bucegi-Massiv.
Enge Gässchen in Brașovs Altstadt.
Die Schwarze Kirche im Zentrum Kronstadts erhielt ihren Namen aufgrund eines Brandes im Jahre 1689.
Auf dem Supermarkt.
Hinter dem Wintersportort Predeal tauchen wir in die bewaldeten Hänge des Gârbova-Gebirges. Zwei Ochsen ziehen ein paar Baumstämme durch das Gestrüpp. Zwei Meter laufen sie, bleiben stehen, ein Hieb mit der Rute folgt und wieder bewegt sich der Pulk zwei Meter weiter. „greu - schwierig“ ruft uns der Typ zu.
An der Susai-Hütte bietet sich die letzte Möglichkeit für ein Bier. Die Rindviecher fühlen sich vor der Hütte wie zu Hause, vielleicht sind sie das auch.
Periodisch wiederkehrende Regenschauer ließen uns unter Bäume flüchten und die Regenklamotten anziehen. Kaum hatte ich die Kapuze über die Ohren gestülpt schien wieder die Sonne - ich kam mir verarscht vor.
Mit den Südkarpaten hatten wir noch etwas zurückgelassen: Wegmarkierungen, auf die wir uns verlassen konnten. Regenwolken und Waldgebiete machen uns die Orientierung schwer.
Auf den Bergwiesen des Grohotiș-Massivs ist es an der Zeit das Gras zu mähen. Die Leute bleiben hier draußen, bis das Gras gehauen ist, dann erst geht es mit vollgeladenen Pferdekarren zurück ins Dorf.
Die Konglomeratfelsen im Ciucaș-Gebirge (Krähenstein) sind denen im Bucegi recht ähnlich.
In der Stâna unterhalb der Ciucaș-Hütte warten die Schafe, dass sie gemolken werden.
In der Cabana Ciucaș: Die Wirtin machte uns Gemüsesuppe, anschließend gibt es Mămăligă mit Schafskäse und zum Nachtisch Bier, das zu der Gegend passt, es heißt Ciucaș.
Meine erste Berghüttenübernachtung in den Karpaten.
Ein klarer, kalter Julimorgen begrüßt mich auf dem Weg zum Klo.
Nicht weit von der Cabana Ciucaș ragen die Felsen Tigăile Mari bis auf 1844 m empor.
Morgennebel über dem Ciucaș-Massiv.
Auch die Schafhirten mit ihren Tieren sind schon unterwegs.
Das Ciucaș-Gebirge bildet mit seinen imposanten Felsformationen den Eckpfeiler des Karpatenbogens.
Ciucaș nach Sonnenuntergang.
Im Osten reihen sich die Bergketten des Buzău-Gebirges, mein nächstes Ziel.
Vier Männer, fünf Frauen und ein Schwein, das in einem Kartoffelsack steckte, setzten uns am Abend in Siriu, einem Dorf im Südwesten des Buzău-Gebirges, ab.
Der nächste LKW, der am Morgen um die Ecke preschte, hatte nichts geladen. Hans-Jürgen streckte den Daumen hoch, Bremsen quietschten, wir sprangen auf die Ladefläche.
Der Fahrer kam aus Ploiești und kannte sich in den Bergen genauso wenig aus wie wir. Obwohl er sich anhand meiner Karte orientierte, verfuhren wir uns nur zweimal.
Das ganze Massiv scheint nur aus Wald und Forststraßen zu bestehen. Es ist Rumäniens Holzlieferant Nummer eins. Tanne und Rotbuche werden am häufigsten geschlagen.
Essen kochen unterhalb des Penteleu-Gipfels.
Der Vârful Penteleu mit seiner Wetterstation.
Die bewaldeten Hügelketten der Buzăer Berge reichen weit nach Süden bis zu den Vorkarpaten.
Rückblick: Am Horizont erhebt sich der felsige Grat des Ciucaș-Massivs.
Am nächsten Morgen stehen wir auf dem Gipfel des 1772 m hohen Penteleu.
Durch Fichten- und Tannendickicht versuchen wir auf den rechten Pfad zu gelangen. Es hatte keinen Sinn, weiter zu laufen. Der Berg, der uns zum Rückzug zwang, heißt Porcul - das Schwein.
Wir stolpern nach unten auf ein Stück Wiese. Ein Hirte lässt seine Tiere im Schatten einer Tanne weiden.
Keiner hatte mehr Lust umzukehren, und so bauten wir neben einem Bach, der sich Bâsculița nannte, die Zelte auf.
Der Wald verwöhnt uns mit Leckereien.
Fünf Paar Wanderschuhe quatschen am nächsten Morgen durch schmierigen, braunen Kleister, kriechen unter mannsdicken Baumstämmen durch, verlieren ab und zu den Halt und stehen endlich klitschnass und besudelt vor einer Hirtenhütte.
An der Stâna Tămășoiul können wir uns nach dem rechten Weg erkundigen.
Abends müssen wir unsere Sachen am Lagerfeuer trocknen. Dieses zu entfachen erweist sich bei Regen als echte Herausforderung.
Na wird's was?
Geschafft!
Alles wird verwertet.
Eine Schotterstraße führt nach Comandău. Aufgrund des starken Verkehrs - alle fünf Minuten donnerte ein Holztransporter durch den Ort - steckt der Hauptweg unter einer knöcheltiefen Schlammschicht.
Wir erreichten den Luftkurort Covasna im Tal der Feen - Valea Zânelor, durchgeschüttelt wie Mixgetränke und gepudert wie Weihnachtsstollen auf der Ladefläche eines LKWs.
Die Waldeisenbahnen, die in der Vergangenheit den Holztransport übernahmen, sind heute bis auf wenige Ausnahmen stillgelegt.
Die rumänische Forstwirtschaft ist von der Schiene auf die Straße umgestiegen und macht es mit dem Abholzen ganzer Berghänge ihren Kollegen in Kanada gleich (clear cutting).
Der Kamerad, der uns hier zum Kauf angeboten wird, war wohl nicht listig genug gewesen.
Wir greifen dann doch lieber zu etwas Vegetarischem, wie hier auf dem Campingplatz in Băile Tușnad.
Der St.-Annen-See liegt im südöstlichsten Zipfel des Harghita-Gebirges, das hier Ciomatu-Gebirge heißt, und ist der einzige Kratersee der Karpaten.
Der Aufstieg von Băile Tușnad am nächsten Tag ist mit Abstand der feuchteste der ganzen Tour. Wir wollen ins Bodoc-Gebirge.
Nach knapp drei Stunden treten wir aus dem Wald auf eine Wiese. Zelt an Zelt quetscht sich bis zum anderen Ende. Aus den Zelten dröhnt Musik. Am Waldrand hocken ein paar Gestalten unter Plastiktüten und kiffen.
Etwas faszinierte mich am Bodoc: links und rechts des Pfades leuchteten Pfifferlinge, Birken- und Steinpilze zwischen braunen Blättern, Tannennadeln und Grasbüscheln hervor.
Wir brauchten uns nur zu bücken, um die Pilze einzusammeln. Nach einer Stunde haben wir genug ...
... und brauchen drei Abende lang keine Nudeln mehr zu kochen.
Mittagspause im Ciuc-Gebirge. Es gibt Lammfleisch mit Kartoffeln und Pilzen, zum Dessert Țuică.
Werkzeug schärfen, bevor es wieder an die Arbeit geht.
Ausgedehnte Bergwiesen ziehen sich über die Kämme des Ciuc-Gebirges.
Ein Slalomlauf zwischen Kuhfladen bringt uns zu einem Dorf, das ringsherum eingezäunt ist – „Eghersec“.
Trotz des miesen Wetters scheinen die Pferde gute Laune zu haben.
Die ersten Dorfbewohner begrüßen uns auf der Hauptstraße im Nachbarort Coșnea.
Neugierige Blicke aber auch Desinteresse begegnen uns.
In den Tälern des Ciuc-Gebirges siedelten szekler Bauern bereits ab dem 11. Jahrhundert.
Solchen blauen Häusern bin ich später nur noch in der Ostslowakei begegnet. Hier wird das Brot selbst gebacken.
In Pajistea wollen wir übernachten. Im Dorf ist nichts los, die meisten sind draußen auf den Bergwiesen zum Gras mähen.
Besitzer von Spirituskochern brauchen sich auch mitten in den Ostkarpaten keine Sorgen machen, wenn ihnen der Sprit ausgeht. Ein Trangia schluckt auch 87%igen Kornschnaps, den es in jedem Dorfladen gibt.
Dann schmecken auch die Nudeln wieder.
Die Dörfer ziehen sich oft etliche Kilometer am Ufer der Bäche entlang bis in die höheren Bergregionen.
Wir verlassen das Ciuc-Gebirge.
Der Bălan-Stausee, darüber erheben sich die Kalkwände des Hășmașul Mare, 1791 m hoch, bleich wie Knochen in der Sonne.
Ein frostiger Morgen im Giurgeu-Gebirge.
Lacul Roșu, der rote See oder auch Gyilkos tó (ung. - Mördersee) genannt, verdankt seinen Namen einem Erdrutsch aus dem Jahr 1838. Dahinter erhebt sich der Kleine Suhard.
1154 m hoch ist der Piatra Altarului (Altarstein), der Wächter zum Eingang in eine der mächtigsten Klammen der Karpaten.
Sechs Kilometer lang und über 300 Meter tief ist Klamm im Kalkstein des Hășmaș-Gebirges.
Gâtul Iadului - der Höllenschlund bildet den engsten Teil der Bicaz-Klamm.
Am nächsten Moren zeigt sich der Altarstein in einer ganz anderen Perspektive.
Über die Ostflanke von Izvorul Muntelui, einem Bergdorf, erreiche ich den „Olymp der Moldau“, wie die Rumänen das Ceahlău-Massiv auch nennen.
1750 m hoch reckt sich der Dochia-Felsen. An besonders klaren Tagen sieht man sogar bis zu den Südkarpaten oder der Donau.
Der Toaca-Gipfel, es ist der einzige Gipfel in den Karpaten, den man über eine Holztreppe erreicht. 445 Stufen (einige fehlen schon) führen nach oben.
Zehn Minuten von der Berghütte steht eine kleine Holzkirche. Sie wurde Christi Verklärung auf dem Berg geweiht.
Ein Mönch schlägt mit zwei Holzhämmern auf ein Brett, Toaca genannt, wie der zweithöchste Gipfel des Massivs. Es ist das Zeichen zum Beginn der Morgenmesse.
Bis zum Horizont ziehen sich die Hügelketten der Ostkarpaten im Osten.
Der Abstieg nach Durău dauert knapp drei Stunden. Das orthodoxe Kloster liegt am Fuße des Ceahlău-Massivs.
Bevor es weiter geht ins Călimani-Gebirge, besuche ich eine Käsefabrik in Toplița.
Hier gibt es rumänische Käsespezialitäten wie Telemea, Schafskäse in Salzlake eingelegt.
Der Kuhkäse, Cașcaval genannt, wird dagegen trocken gehalten.
Unter mir der Călimani-Krater, ist heute ein riesiges Bergbaugelände.
Die Sonne verschwindet hinter dem Călimani-Kamm, es wird eine kalte Nacht.
Obwohl es immer noch Sommer ist, sieht es hier oben schon recht herbstlich aus. Das Gras ist gelb und ich habe eine grandiose Fernsicht auf die umliegenden Berge.
In der Gegend stecken Steine in der Erde, wie auf den Osterinseln. Da will ich hin.
Ich laufe geradewegs durch die Gegend, in der laut Stokers Beschreibung, Draculas Schloss stehen sollte.
Ich fand weder einen furchtbaren Abgrund, noch ein teuflisches Schloss, dafür etwas sehr Heiliges, vor mir auf dem Kamm erheben sich die Felsen der 12 Apostel - schwarz wie Klostermönche.
Immerhin hatte sich Stoker in einem Punkt nicht geirrt: Wald umgibt mich bis zum Horizont, dort sehe ich die Zacken des Rodna-Gebirges, meinem nächsten und vorläufig letzten Abschnitt in den Karpaten.
Warten darauf befüllt zu werden - leere Milchkannen in Șaru Dornei.
Ich steige hinauf zum Kamm des Suhard-Gebirges. Die Bauern bringen ihr Heu hinunter ins Dorf.
Ein Zaun umgibt die Heuschober auf den Bergwiesen. Er soll das Heu vor Wildtieren schützen.
Sonnenuntergang über dem Suhard-Gebirge.
Vom Kamm des Suhard-Gebirges steige ich früh am Morgen ins Tal der Goldenen Bistritz. Das Rodna-Gebirge wartet.
Für eine Schachtel Zigaretten werde ich von den Hirten zum Essen eingeladen. In der Hirtenhütte am Rotunda-Pass flackert ein Feuer, darauf steht ein Topf mit Mămăligă. Ein Opa rührt den Maisbrei mit einem gewaltigen Holzlöffel.
Wir stopfen uns mit Maisbrei und Schafskäse voll, mit Schafsmilch und Wasser wird nachgespült.
Fünf Hirten wirtschaften auf der Stâna, jeder hat eine Herde, die er auf die Bergweiden treibt, bis der erste Schnee fällt.
Meine Tour hatte mit Schnee begonnen, sie endet auch mit Schnee.
Der Morgen beginnt sonnig am Lacul Lala Mare.
Der Kamm läuft von Ost nach West, ich folge ihm größtenteils auf der Südseite.
Frühstück auf dem Hauptkamm.
Die warme Herbstsonne lies den Schnee zum Glück recht schnell schmelzen. Nur an der Nordseite hielt er sich noch hartnäckig.
Am Rebra-See baue ich mein Zelt auf - genug gelaufen.
Als das Zelt steht, kümmere ich mich um mein leibliches Wohl.
Ich verlasse mein Nachtlager am Rebra-See. Die letzte Etappe durch das Rodna-Gebirge steht bevor.
Von der Curmătura Pietrosului überblicke ich den gesamten Kamm des Rodna-Gebirges.
Weiter geht es in Richtung Pietrosu - dem höchsten Gipfel im Rodna-Gebirge.
Den Lacul Izer - Iezer-See bedeckt selbst am Mittag noch eine dünne Eisschicht, auf der sich die Sonnenstrahlen spiegeln.
In der Wetterstation erfahre ich, dass es in der Nacht -4 °C hatte.
Die Bergwiesen bei Borșa sind abgemäht und noch frisch grün. Kaum zu glauben, dass es oben am Kamm schon winterlich war.
Doch auch hier unten setzt der Herbst schon Zeichen. Die Heckenrosen tragen Früchte ...
... und die Heuschober erheben sich über den Wiesen.
Hans Huckebein, das Unglücksküken, vor hartem Stoff in einer Kneipe von Borșa.
Bei meiner Suche nach einem Platz für mein Zelt werde ich von der Familie Tomoiaga in Moisei eingeladen.
Gleich gibt's frische Milch.
Mein Weg durch die Maramuresch füht mich auch durch Săpânța. Hier wird Schafwolle getrocknet und für die weitere Verarbeitung vorbereitet.
Vor den meisten Gehöften sitzen Frauen mit Spinnrad, Rocken und Webstuhl, die aus der Wolle (caier = um den Rocken gewickelte Wolle) Jacken, Westen, aber vor allem Decken fertigen.
Das Originellste in Săpânța ist sein „Lustiger Friedhof“. Ion Pătraș, ein Holzschnitzer aus dem Dorf, schuf zu seinen Lebzeiten die Grabkreuze, auf denen die kleinen Sünden und Laster der Verstorbenen zu sehen sind. Der Alkohol musste auf viele anziehend gewirkt haben.
Auch Ion Pătraș, der Meister selbst, hat sich hier ein Denkmal gesetzt.
Die Bukowina, das Buchenland, beginnt im Nordosten der Ostkarpaten Rumäniens und reicht weit in die Ukraine. Mit Uli besuche ich vier der berühmten Moldau-Klöster: Voroneț, Moldovița, Sucevița und Putna.
Unser erster Abstecher gilt Voroneț, auch die „Sixtinische Kapelle des Ostens“ genannt. Seit dem Mittelalter scheint sich unser Feindbild nicht groß geändert zu haben.
Moldovița heißt unser nächstes Ziel. Rot ist die vorherrschende Farbe an der Klosterkirche. Leider sind die Bilder an der Wetterseite vom Regen fast gänzlich ausgewaschen.
Die Himmelsleiter bildet den Blickfang an der Nordwand der Klosterkirche von Sucevița. Die Braven folgen den Stufen hinauf zum Himmel, die Sünder werden von Teufeln in den Höllenschlund gezogen. Irgendwie müsste die Reihe der Himmelsanwärter stärker gelichtet sein, finde ich.
Unser letzter Besuch gilt dem Kloster Putna, kurz vor der Grenze zur Ukraine. Hier liegt der Moldaufürst Stefan der Große begraben. Freskenbemalung besitzt die Klosterkirche nicht, da sie nach Zerstörung des Originals, 1662 wieder aufgebaut wurde.