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Kur – Tour – Kultur

Unsere Kurorte bieten so manches für Gesundheit, Herz und Gemüt

von Lia Gross

(Auszug)

Die Badekurorte unseres Landes, weit über 100 an der Zahl, liegen in den schönsten und anziehendsten Gegenden, sei es an der Schwarzmeerküste, sei es im Berg- und Hügelland. Wer hier zur Kur weilt und an mehr als nur den Behandlungen, dem Essen und Schlafen interessiert ist, dem bietet sich ein weitgefächertes Betätigungsfeld.
Die schöne Natur ringsum lockt selbstverständlich so manchen zu Spaziergängen, zu kleinen oder größeren Wanderungen. Während Spaziergänge eine unschädliche Betätigung sind und unter Umständen sogar vom Arzt als der Kur zuträglich empfohlen werden, sind Wanderungen mit Vorsicht zu genießen. Sie müssen im Einklang mit dem Kurprogramm stehen und vor allen Dingen nicht den verschiedenen Behandlungen entgegenwirken oder gar den hier zu behandelnden Leiden abträglich sein. Also immer schön den Arzt fragen, ehe man sich für seine Freizeit Touren vornimmt.
Und dann wären noch die Spazierfahrten. Organisiert oder auf eigene Faust – auch sie bieten eine unterhaltsame Freizeitgestaltung. Sie können in die nächste größere Stadt, in andere in der Nähe liegende Badeorte oder zu Klöstern, Burgen, Höhlen, Klammen oder anderen Sehenswürdigkeiten der Umgebung führen.
Denjenigen, die der Tour die Kultur vorziehen, wird auch allerhand geboten. Im Kurort selbst oder in der nächsten Stadt kann man Museen oder Theatervorstellungen besuchen, architektonische Baudenkmäler oder Geschichtsdenkmäler besichtigen, es gibt Ausstellungen, Kulturhäuser mit anziehendem Programm, Filmvorführungen, Folkloredarbietungen...
Auch für solche Kurgäste, die sich gerne sportlich betätigen, ist gesorgt. Und schließlich sind da die schönen Geschäfte mit ihrem so verlockenden Angebot. Abends geht’s dann zum Tanzen in ein Restaurant oder in die Disco. Unterhaltsamer, lehrreicher oder sportlicher Zeitvertreib – kurzum: Jeder kommt auf seine Rechnung, denn für jeden Geschmack ist gesorgt.

Mehr Natur, schön und abwechslungsreich, dafür aber weniger Freizeit bieten die Badekurorte, wo der Akzent auf „Kur“ liegt. Unser Land erfreut sich einer großen Zahl solcher Kurorte, wo Thermal- und Mineralwässer sowie Heilschlamm die Basis sind, auf die eine Menge Anwendungen und Heilverfahren aufgebaut wurden.
Sehen wir uns mal in den bekanntesten Kurorten um. Was lässt sich an den freien Nachmittagen und Sonntagen alles unternehmen?

Herkulesbad liegt im schönen Cerna-Tal. Das Tal selbst bis weit hinauf, am unteren Stausee, an Cerna-Sat und am zweiten Stausee vorbei bis zu den Cerna-Quellen, ist eine einzige Einladung, zu verweilen. Die Bergzüge rechts und links des Tales bzw. die Cerna- und Mehedinţi-Berge sind eine Herausforderung für gute Geher. Da der Badeort in einer Karstlandschaft liegt, ist es kein Wunder, dass man auf Schritt und Tritt auf Klammen, Höhlen und Schluchten stößt. Rechts der Cerna gibt’s mehrere Spazier- und leichte Wanderwege, die zu verschiedenen Aussichtspunkten, Höhlen, Pavillons, Quellen führen. Links erheben sich die beiden Aussichtsberge Şuşcu und Domogled, beide über 1000 m hoch und nicht für jedermann erreichbar. Aber bis zum weißen Kreuz sollte man es doch versuchen. Ein herrliches Panorama des Cerna-Tals und der gegenüberliegenden Höhenzüge sind reichlicher Lohn für den einstündigen Aufstieg. Weiter weg gelegene Ziele wären Mehadia und seine Burgruine im Belareca-Tal, Orşova, die neue Stadt am neuen Donau-Stausee, eine Fahrt entlang dieses Sees, flussauf oder flussab.

Bad Felix liegt nahe Oradea in den Ausläufern der Westkarpaten. Nur 1 km entfernt liegt der Badekurort 1 Mai. Empfehlenswert ist ein Besuch in Oradea, der ersten Stadt auf rumänischem Boden, mit der ein aus dem Westen über Borş kommender Ausländer Bekanntschaft macht. Hier gibt es allerhand zu sehen, u. a. interessante Baudenkmäler wie das Barockpalais (heute Museum des Kreischlandes), einige Kirchen und die Zentralbibliothek, ferner die Burg, verschiedene Museen, Theater... 15 km von Oradea bei Biharea, sind die Ruinen einer Erdburg aus dem 10. Jh. zu besichtigen. Auch in den Westkarpaten kann man hineinschnuppern, allerdings kann man während der Kur keine großen Sprünge machen. Aber eine Fahrt zur Bärenhöhle bei Chişcău, der einzigen Schauhöhle des Landes, sollte man sich nicht entgehen lassen.

Călimăneşti-Căciulata liegt am Alt nahe Râmnicu Vâlcea. Ein Besuch in dieser Stadt sowie in den nahe gelegenen Badeorten Olănşti und Govora, eine Besichtigung der Klöster Cozia, Turnu, Stănişoara, Govora, Bistriţa, Horezu, Polovragi sind ebenso interessant wie das Alttal und seine Stauseen, das Lotru-Tal von Brezoi bis zum Luftkurort Voineasa, eventuell weiter bis zum Vidra-Stausee, die Ortschaft Măldăreşti mit ihren eigenartigen, Kule genannten Verteidigungs-Wohnbauten, die Olteţ-Klamm, die Galbena-Klamm mit der Weiberhöhle. Eine Fahrt nach Curtea des Argeş mit seinem Schmuckstück, der Klosterkirche, und weiter, den Argeş hinauf zur Burg Poienari des Vlad Ţepeş und zum Stausee oder Wanderungen in das nahe gelegene Cozia-Massiv runden das Angebot ab. Für die Kurgäste aus Olăneşti sind Wanderungen ins Căpăţânii-Gebirge naheliegend.

Ocna Sibiului liegt nördlich von Sibiu, einer Stadt, die besucht werden muss. Die obere Stadt, der älteste Teil, mit ihrem mittelalterlichen Gepräge, den Gassen und Gässchen, den Durchgängen und Treppen, den Verteidigungsanlagen, den Kirchen und typisch altsächsischen Gebäuden, das Brukenthalmuseum, das Museum bäuerlicher Technik im Jungen Wald... ja, es gibt viel zu sehen. Eine Fahrt zum Luftkurort Păltiniş, Wanderungen im Cindrel-Gebirge oder Besichtigung der Kirchenburgen aus der Umgebung (in Şura Mică, Şura Mare, Turnişor, Cristian, Slimnic, Şeica Mare) bringen Abwechslung in den Bade-Alltag.

Tuşnad liegt zwischen Harghita- und Bodoc-Gebirge in einer ehemals vulkanisch aktiven Gegend. Daher auch die zahllosen Mineralwasser, die überall hier zutage treten, in Tuşnad ebenso wie in den Kurorten der Umgebung: Bixad, Balvanyos, Malnaş, Bodoc, Biborţeni, Vârghiş. Eine Wanderung zum Sanktannensee, einem Kratersee, oder Touren in die umliegenden Berge erschließen dem Naturliebhaber eine wunderschöne Gegend.

Borsec liegt am Fuße des Căliman-Massivs, aber auch das Giurgeu-Gebirge ist nahe. Da lassen sich schöne Wanderungen unternehmen. Eine Fahrt zum Bicaz-Stausee ist recht interessant, und ein Ausflug auf den Ceahlău, den heiligen Berg der Daker, kann zu einem Erlebnis werden. Nähere Touren führen zu den drei Grotten (Bärengrotte, Eishöhle, Eulenburg), zur Feenwiese und zu zwei den zwei Gipfeln (Vf. Secuiului und Vf. Făget), von wo sich einem eine grandiose Aussicht auf die Berge ringsum erschließt.

Vatra Dornei liegt inmitten einer Gebirgslandschaft. Die Massive Rarău-Giumalău, Bistriţa, Obcina Mestecăniş und etwas weiter das Căliman-Massivs umgeben den Kurort. Welche Richtung immer man einschlägt, man kommt in eine schöne Gegend. Auch die Dörfer rundum sind eine Augenweide: viele schmucke, schön dekorierte Häuser, schön geschnitzte Holztore, viele Blumen. Eine Fahrt über den Mestecăniş-Pass nach Câmpulung Moldovenesc und weiter nach Gura Humorului und zu den berühmten Klöstern der Nordmoldau bietet sich ebenso an wie eine Fahrt entlang der Goldenen Bistritz oder zum Tihuţa-Pass oder auch über den Prislop-Pass bis Borşa entlang des Rodna-Gebirges.

Sovata liegt am Fuße des Gurghiu-Gebirges in einer wunderschönen Gegend, die zum Wandern einlädt. Das ganze Gebiet ruht auf einem mächtigen Salzstock. Daher die heilkräftigen Salzseen hier sowie im nahegelegenen Praid, wo es auch Salzbergwerke gibt. Drei interessante Städte gibt es in nicht allzu großer Ferne zu besichtigen: Sighişoara mit seinem Burgberg, wo man sich wie ins Mittelalter zurückversetzt vorkommt; Tg. Mureş mit dem so schönen Kulturpalais, seinen Museen, der Kathedrale, dem neuen und geschmackvoll errichteten Zentrum sowie mit seiner Burg; und schließlich Reghin, die Stadt der Holzindustrie (u. a. Musikinstrumente und Sportboote).

Geoagiu liegt im Südteil der Westkarpaten nahe von Orăştie. Spaziergänge und Wanderungen in der Umgebung, das Geoagiu-Tal entlang, ins Almaş-Tal, Fahrten nach Zlatna im Ampoi-Tal, Orăştie, zum Arboretum nach Simeria, nach Deva (neues Zentrum, Burg), Hunedoara (Huniade-Schloss, heute Museum) sowie eine Fahrt zu den Dakerburgen (Costeşti, Blidaru, Sarmizegetusa) in den Mühlbacher Bergen oder ins geschichtsträchtige Alba Iulia sind Vorschläge, von denen sich jeder das herausholt, was ihn interessiert.

Sowieso kann man während einer Kur nicht viel unternehmen, also hat man überall die Qual der Wahl. Daher zum Abschluss ein Vorschlag: Falls Sie sich nach der Kur fit fühlen und Fahrten und Wanderungen die „erkurte“ Gesundheit nicht in Frage stellen, hängen Sie einfach noch ein paar Tage an – wenn’s Ihr Zeitplan erlaubt –, um all die Ziele anzusteuern, die während der Kur nur von weitem gewunken und gelockt haben. Viel Spaß!

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 89, S. 157 – 165)

Seite Bildunterschrift
 
158 Die „Cula Duca“. Dieses eindrucksvolle Zeugnis rumänischer Baukunst aus dem 18. jahrhundert lockt auch Touristen an, die im Alttal Urlaub machen.
160 Von Jahr zu Jahr verjüngt sich Herkulesbad durch neue Hotels und Kuranlagen.
161 Neues Herzstück von Reşiţa: der Springbrunnen.
162 Entlang des Altufers bei Căciulata entstand einer der modernsten Kurkomplexe.
163 Das mittelalterliche Sighişoara gehört zu den meistbesuchten Städten Siebenbürgens.
164 Außenfreske der Kirche von Voroneţ, auch „Sixtina des Ostens“ genannt.
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