home - Komm mit - 1985 - Südkarpaten Haute Route
jedes Wort alle Wörter Suchwort markieren
drucken

Walter Kargels Ferientipp

Südkarpaten Haute Route

Sommertour aus dem Prahova-Tal ins Cerna-Tal

von Walter Kargel

Für die Wanderung von Buşteni im Prahova-Tal bis Cerna-Sat im Cerna-Tal (230 km Luftlinie) benötigen wir insgesamt 15 Marschtage. Die Route ist so gewählt, dass am Ende einer jeden Etappe eine feste Unterkunft steht, meist eine bewirtete Hütte, auch mal ein Bauernhaus oder ein Hotel, nur einmal eine Notunterkunft und einmal eine Sennhütte. Ein leichter Schlafsack und ein Biwaksack sind empfehlenswert. Der Weg führt über das Bucegi-Gebirge, Königstein, Fogarascher Gebirge, Zibins- und Lotru-Gebirge, Parâng, Kleinen Retezat und Godeanu. Fünfmal müssen wir ins Tal absteigen: Törzburg/Bran-Pass, Plaiu Foii im Burzenland, Roter-Turm-Pass, Obârşia Lotrului, Petroşani im Schiltal.

Von den zehn 2500 m hohen Karpatengipfeln liegen 4 auf der Route: Omul, Viştea Mare, Negoi, Parângul Mare; weitere 4 können leicht „mitgenommen“ werden (1 – 3 zusätzliche Stunden): Dara, Moldoveanu, Vânatoarea lui Buteanu, Călţun; für die restlichen zwei benötigen wir einen zusätzlichen Tag: Peleaga und Păpuşa. Die gesamte Route ist markiert (mit Ausnahme eines Teiles der letzten Etappe).

Wunderwelt Bucegi

1. Tag. Busteni – Omul. Zeit: 6 Stunden. Markierung: rotes Band.
Die erste Etappe ist gleich eine der schwierigsten, da ein Höhenunterschied von mehr als 1600 m überwunden werden will. Zum Warmlaufen dienen die ersten 4 km bis zur Berghütte Gura Dihamului, auf einer Asphaltstraße durchs Cerbului-Tal, links immer das gewaltige Bucegi-Panorama. Nach kurzem, steilem Anstieg jenseits der Hütte zweigt rechts das blaue Dreieck zur Diham-Hütte ab. Unsere rote Markierung führt uns in einer Stunde zur Poiana- Izvoarelor-Hütte, auf eine sonnige Wiese.
Wie genießen den Anblick auf die Morarul-Felsnadeln und stehen bald darauf an einer wichtigen Wegkreuzung: die Pichetul-Roşu-Wiese, so benannt nach einem alten Grenzposten. Hier verläuft die natürliche Grenze zwischen Siebenbürgen und der Walachei, als Teil des Karpatenhauptkammes, dem wir von nun an folgen. Vor uns erhebt sich der Bucşoi, den wir zunächst nicht direkt besteigen, sondern auf einem Saumpfad auf der Nordseite kennen lernen, Markierung: rotes Band und rotes Dreieck. Bald queren wir die Bucşoi-Wiese mit Aussicht auf die Felszenerie der Bucşoi-Schlucht, ein Gegenstück zu den Morarul-Nadeln. Eine Stunde später erreichen wir die Wiese „La Prepeleac“, wo sich an einer Markierungsstange das rote Band plötzlich links wendet, während das Dreieck weiter zur Mălăieşti-Hütte führt. Der Weg über Mălăieşti zum Omul bietet sich übrigens als Alternative zu der hier beschriebenen Route an, und zwar nicht nur bei schlechtem Wetter oder schwacher Kondition am Anfang der Haute Route, sondern auch des wilden Mălăieşti-Tals wegen.

Ausblick ins Burzenland

Unser rotes Band steigt nun durch duftenden Latschendschungel steil empor zur Kante des Großen Bucşoi, die uns wie eine Himmelsleiter zum Bucşoi-Gipfel über den „Friedrich-Deubel-Weg“ führen wird. Die luftige Kante trennt das Glăjăriei-Tal vom Mălăieşti-Tal und bietet rückwärts (Norden) blickend einen weiten Ausblick über das Burzenland. Mit der Zeit legt sich der Hang etwas zurück und wir betreten den Bucşoi-Gipfel, knapp an der 2500-m-Grenze; nur 13 Höhenmeter trennen uns vom Omul.
Im Westen winkt der felsige Scara-Gipfel und ladet zum Fotografieren ein. Unsere Freude über die nur 13 Höhenmeter ist kurz, denn vorerst müssen wir in den tiefen Morarul-Sattel absteigen, um dann endlich das Omul-Gipfelplateau (2505 m), das Ziel der ersten Etappe zu erreichen. Angelehnt an den Gipfelfels steht die 60jährige alte hölzerne Schutzhütte mit ihrem Schindeldach, unweit davon die Wetterwarte. Das Gipfelpanorama ist überwältigend: im Osten – Morarul-Kar, Morarul-Kamm, Hirschenschlucht (Valea Cerbului), Azuga, das Gârbova-Gebirge, in weiter Ferne der Krähenstein; im Südosten – Coştila mit TV-Relais; im Süden – Colţii Obârşiei mit Felsband Cerdac und der nahe Gipfel Bucura Dumbravă; im Westen – das Gaura-Kar, der Scara-Gipfel mit dem Verbindungskamm Podul Spintecăturilor, der Törzburger Pass und Bran, der Königstein, Iezer-Păpuşa, das Fogarascher Gebirge; im Norden – die Kämme Ţigăneşti, Padina Crucii, Bucşoiul Mare, Bucşoiul Mic, das Mălăieşti- Kar, das Burzenland, und im Nordosten – Diham, Predeal, Schuler, Hohenstein und schließlich die Ostkarpaten. (Anm.: An klaren Wintertagen sieht man vom Omul-Gipfel nach Osten bis zum Penteleu und im Westen bis zum Parâng-Gebirge.)

2. Tag. Omul – Moeciu de Sus. 6 Stunden. Markierung: rotes Band bis Strunga, denn roter Punkt.
Am Bucura-Dumbravă-Gipfel vorbei geht es zum felsigen Găvanele. Links zweigt die gelbe Markierung Richtung Babele – Vârfu cu Dor ab. Wir wenden uns westwärts dem Doamnele- Gipfel zu, später in weitem Bogen südwärts über Bătrâna – Colţii Ţapului – Strungile Mari zum tiefen Sattel Strunga (1904 m). Dies ist ein wichtiger Übergang auf dem Höhenpfad Sinaia – Törzburg. Wir wenden uns im Abstieg scharf rechts – nordostwärts. Der nun mit rotem Punkt markierte Weg führt quer durch die Steilflanke und die Schuttfelder des Muntele Grohotişu. Rechter Hand die eindrucksvolle Felsflanke des Strunga-Kammes. Wald nimmt uns auf, eine Wiese mit einem Jagdhaus folgt: Poiana Guţanu. Wir befinden uns auf dem bewaldeten Pleaşa-Kamm. Der Weg gabelt sich: rechts – rotes Band – geht es ins Dorf Şimon und nach Bran; links führt uns der rote Punkt, dazu auch ein rotes Dreieck, hinab nach Moeciu de Sus, dem heutigen Ziel. Übernachtet wird hier oder in den Bergdörfern Drumul Carului, Moeciu de Jos, Bran, Peştera, bei gastfreundlichen Bauern.

Ein anstrengender Tag

3. Tag. Peştera – Plaiu Foii. 8 Stunden, rotes Kreuz, Markierung: rotes Band. Es lohnt sich, einen „Rasttag“ einzuschalten, um in aller Ruhe die Gegend und die Dörfer der Törzburger Senke zu genießen, die mittelalterliche Burg zu besichtigen und vor allem auf einer lachenden Blumenwiese in der Sonne zu liegen und auf Bucegi und Königstein emporzublicken. Von der Passstraße (Nr. 73) führt eine steinige Straße in Serpentinen hoch zur Dorfkirche von Peştera, die auf einem Hügel liegt. Anhand der Karte und der seltenen Wegzeichen – rotes Kreuz – peilen wir den Weg an, der in den Wald führt. An Vieh- und Schafställen vorbei geht es durch Wald und über Wiesen zu einer wichtigen Wegkreuzung: „La Table“, wo eine Menge Markierungen zusammentreffen: blaues Band, blaues Kreuz, rotes Kreuz, rotes Dreieck, blaues Dreieck. Wir verlassen das rote Kreuz und folgen den übrigen vier Markierungen nach links – südwärts. Kurze Zeit später sind wir bei einem Trog, der von hölzernen Wasserrinnen gespeist wird: „La Şipote“. Eine neue Markierung taucht auf: rotes Band. Diesem folgend erreichen wir knapp oberhalb des Waldrandes die Notunterkunft (Refugiu) Grind. Eine lange Reihe von Markierungsstangen zeigt uns den Weg über steile Grashänge empor zur Hirtenspitze (la Om, 2238 m). Hier stoßen wir auf die Königsteinhauptkamm-Markierung – roter Punkt –, der wir südwärts folgen. Nicht ohne zunächst das Gipfelpanorama zu genießen: die Törzburger Senke und Bucegi im Osten, das Burzental, und das Tagagebirge im Nordwesten, das Fogarascher Gebirge im Westen, das Dâmboviţa-Tal und das Iezer-Păpuşa-Massiv im Südwesten.
Nur wenige Minuten sind es im Abstieg gegen Süden bis zum Grind-Sattel, wo eine Stange den Einstieg in die Westwand bezeichnet. Hier verlassen wir den Hauptkamm des Königsteins und wenden uns rechts im Abstieg dem Friedrich-Deubel-Weg zu. Markierung: rotes Band. Felswände, Kamine, blumenübersäte Grasbänder wechseln einander ab, vor uns immer die Fernsicht aufs Burzental und die dahinter liegenden Berge. Der Abstieg wird steil und steiler, eine heikle Passage ist mit Stahlseilen versichert („La Lanţuri“). Zuletzt kommt noch das Felsrohr „La Zaplaz“, dann erreichen wir das Ende der Felsen. Auf einer Wiese steht die Spirla-Hütte (Refugiul Spirla). Durch Wald steigen wir ins Tal bis zur Forststraße, die uns zur Plaiu-Foii-Hütte führt.
Nach diesem anstrengenden Tag und den bevorstehenden 7 Etappen des Fogarascher Gebirges können wir uns einen Rasttag an der Burzen gönnen.

Wieder ein Zweitausender

4. Tag. Plaiu Foii – Curmătura Zârnei. 10 Stunden, Markierung: rotes Band.
Eine lange und etwas eintönige Etappe, an deren Ende eine Notunterkunft (Biwakschachtel) steht. Auf halbem Weg steht eine weitere Biwakschachtel, die es uns ermöglicht, die Etappe auf 2 Tage zu verteilen.
Der Weg beginnt mit 9 km Forststraßenwandern im Burzental bis zum Forsthaus Rudăriţa. Weiter geht es im Lerescu-Tal (das linke!) etwa 45 Minuten, um dann links in scharfem Aufstieg durch Wald den Hauptkamm im Lerescu-Sattel zu erreichen. Der Wald geht allmählich zu Ende, wir überschreiten den Comisu-Gipfel, und dann folgt ein Zweitausender: Buzdugan (Luţele). Unweit des nächsten, Berivoescu Mare, befindet sich die erwähnte Biwakschachtel. Weiter geht es über Belia und Brătila zum Brătila-Sattel; hier Abzweigung gegen Süden ins Iezer-Păpuşa-Gebirge – Markierung: rotes Dreieck. Beim nächsten Gipfel, Ludişor, macht der Hauptkamm eine Rechtswendung und führt nun gegen Norden bis zum Fundu Lauga, von wo an es wieder westwärts zum Sattel Curmătura Zârnei, dem heutigen Ziel, geht.
Dieser Teil des Hauptkammes vom Buzdugan bis zur Curmătura Zârnei ist breit und grasig. Im Süden begleitet uns das tief eingeschnittene Dâmboviţa-Tal bis zum Brătila-Gipfel; darauf folgen die Täler Brătila und Zârna. Im Norden bilden sich weite Gletscher-Kare in den Talschlüssen der Valea Buzduganului, Berivoianului Dejanilor, Pojarta.
Hier, im Zârna-Sattel, bietet sich als Alternative der Abstieg zur Urlea-Hütte (rechts, roter Punkt, 3 ½ Stunden), wo man bequemer übernachten kann. Nachteile: Höhenverlust; Verzicht auf den Hauptkammabschnitt Curmătura Zârnei – Urlea-Spitze; zusätzliche 3 ½ Marschstunden zu der heutigen Leistung.

Aufbruch in die Fogarascher

5. Tag. Curmătura Zârnei – Sâmbăta-Tal. 5 Stunden, Markierung: rotes Band auf dem Hauptkamm, rotes Dreieck im Sâmbăta-Tal.
Vom Sattel in westlicher Richtung besteigen wir die Leaota-Spitze. Im Südwesten liegt das Leaota-Tal mit seinen Karen „Hârtoapele Leaotei“ und den Gletscherseen. Vom nächsten Gipfel, Fundu Bânzii, zweigt ein wichtiger Kamm südwärts zum 2500 m hohen Dara-Gipfel ab, zu dem sich ein Abstecher lohnt, zumal die heutige Etappe kurz ist. Reizvoll ist auch die Rundwanderung zu den Gletscher-Seen des Leaota-Tales.
Der Hauptkamm wendet sich nun nordwärts als gezackter Felsgrat zwischen Bândea-Tal im Westen und Urlea-Kar mit dem gleichnamigen See im Osten. Ein reizvoller Zeltplatz. Der Weg meidet den Urlea-Gipfel und führt direkt in weitem Bogen in den Mogoş-Sattel; ab Urlea-Gipfel richtet sich der Hauptkamm wieder ost-westlich aus. Auf den unscheinbaren Mogoş-Gipfel folgt der Gipfel La Cheia Bânzii, von dem nordwärts der Caţavei-(Sâmbăta)-Kamm abzweigt. Westlich des Caţavei öffnet sich nun das Sâmbăta-Tal, im Westen vom Drăguş-Kamm begrenzt. Das Sâmbăta-Tal ist eines der reizvollsten des Fogarascher Gebirges. Gleich 6 Kare liegen eingebettet zwischen den Felsbastionen und –graten. Es sind dies die Kare Căldarea Mare, Căldarea Bună, Căldarea La Curtea Oţelei, das südliche und nördliche Răcorelelor-Kar (mit dem kleinen See Topila Baronesei) und das Kar La Crintă. Im „Großen Sâmbăta-Sattel“ – Fereastra Mare – steht ein Wegweiser. Wir verlassen hier den Hauptkamm, um die Sâmbăta-Hütte zu erreichen. Wir nehmen diesen 800 m Höhenverlust (!) morgen 2 Stunden im Aufstieg. Doch es lohnt sich. Die wechselnde Sicht auf die Kare und das Horn Colţul Bălăceni und all die gezackten Grate und Wände hätten wir sonst nicht erlebt.

6. Tag. Sâmbăta-Tal – Podragu-Tal. 8 Stunden, Markierung: rotes Band auf dem Hauptkamm, rotes Dreieck im Sâmbăta-Tal, gleichfalls rotes Dreieck im Podragu-Tal.
Zunächst zurück zum Hauptkamm, 800 m Höhenunterschied. Die meisten Gipfel werden umgangen, im Auf und Ab geht es von Sattel zu Sattel. Der Kamm ist in diesem Abschnitt breit und grasbewachsen, mit schroffen Felsabstürzen gegen Norden, steilen Grashängen gegen Süden. Die nördlichen Nebenkämme sind kurz und schroff, felsdurchsetzt, die südlichen dagegen verlieren sich in blauer Ferne, wo die Höhe ganz allmählich abnimmt.
Nun folgt der Viştea-Mare-Gipfel (2527 m), der nördliche Gipfel des Trapezdaches Viştea-Moldoveanu. Die Viştea Mare muss direkt überstiegen werden, mehr als 200 m im Aufstieg und darauf wieder im Abstieg. Vom Viştea-Mare-Gipfel führt ein Abstecher in einer halben Stunde zum Moldoveanu, 2544 m, dem Kulminationspunkt der rumänischen Karpaten, Markierung: roter Punkt, über den Dachfirst. Vom Viştea-Dach übersehen wir die ganze Kette des Fogarascher Gebirges, dazu im Norden das Altland, im Süden endlos die Ausläufer der Karpatenhauptkette und in der Ferne im blauen Dunst ahnen wir die Donauebene.

Rast am Bâlea-See

Vom Viştea-Mare-Gipfel geht es steil hinab in den Orzănelei-Sattel, dann folgen Ucişoara, Ucişoara-Sattel, Ucea Mare, Corabia-Sattel, Corabia, Ucea-Mare-Sattel, Podu-Giurgiului-Spitze und –Sattel, Tărâţa und Podragu-Sattel. Hier ist der heutige Hauptkammabschnitt beendet. Das aus dem südlichen Buda-Tal heraufführende rote Dreieck quert hier den Hauptkamm und leitet uns in ¾ Stunden hinab zur Podragu-Hütte im gleichnamigen Tal.
Unweit der Hütte, von Latschen umgeben, der malerische Podragu-See. Von der Hütte genießen wir die Aussicht auf eine der wildesten Bergkulissen der Fogarascher, die Umrahmung des Podragu-Tales: Im Osten der Tărâţa-Kamm, im Westen Podragu, im Hintergrund der Hauptkamm, um 300 m die Hütte überragend.

7. Tag. Podragu – Bâlea-See. 6 Stunden, Markierung: rotes Band auf dem Hauptkamm, rotes Dreieck im Podragu-Tal, blaues Band vom Gämsensattel zum Bâlea-See.
Die folgenden beiden Tagesabschnitte stellen das Paradestück der Fogarascher-Begehung dar. Der heutige Marschtag beginnt mit dem eine Stunde dauernden Anstieg zum Hauptkamm. Aus dem Podragu-Sattel queren wir zum Podul-Giurgiului-See auf der Südseite des wild gezackten Verbindungskammes Podragu-Spitze – Arpaşul-Mare-Spitze. Ein steiler Anstieg führt zur Arpaşul-Mare-Südspitze, Mircea genannt. Von dort geht es zum Hauptgipfel und hinunter den Hauptkamm entlang in Richtung Arpaşul Mic, an einem Denkmal vorbei.
Der Arpaşul Mic wird im Norden umgangen, es folgt ein ausgesetzter, stahlseilgesicherter Grat „La trei paşi de moarte“ (drei Schritte bis zum Tod), der in die Kleine Scharte führt. Das Felsloch Fereastra Zmeilor (Drachenfenster) kennzeichnet die Stelle, wo der Pfad auf die Südseite wechselt.
Der Hauptkamm wird hier zur Kletterführe Creasta Arpăşelului (II – III), die sich bis zur großen Scharte hinzieht. Der markierte Pfad quert die Schutthalden des Kares Fundu Capra, übersteigt einen Kamm, der von der Vânătoarea-lui-Buteanu-Spitze herabzieht und erreicht den malerischen Gämsensee. Im Süden sind schon längst die Serpentinen der Transfogarascher Straße zu sehen. Leicht ansteigend erreichen wir den Gämsensattel – Şaua Caprei, von wo der Weg zum Bâlea-See hinabführt.
Ein Abstecher erlaubt uns, die Vânătoarea-lui-Buteanu-Spitze (2507 m) zu besteigen. Blaues Kreuz, 1 Stunde hin und zurück. Die Spitze ist dem Hauptkamm im Norden etwas vorgelagert, so dass sich von dort ein großartiges Panorama der Fogarascher bietet. Dann geht es der Bâlea-Hütte zu. Von ihrer Terrasse genießen wir die Gipfelrunde, die das Kar umrahmt: Netedu, Văiuga, Vârful la Iezerul Caprei, Paltinul, Piscul Bâlii.

Die Teufelsscharte aufwärts

8. Tag. Bâlea See – Negoi Hütte. 8 Stunden, Markierungen: rotes Band auf dem Hauptkamm, blaues Band für den Aufstieg von der Bâlea-See-Hütte zum Paltinu-Sattel, blaues Dreieck vom Negoi-Gipfel zur Negoi-Hütte.
Erst muss aus dem Kar wieder zum Hauptkamm aufgestiegen werden. Der Pfad schlängelt sich anfangs durch ein Geröllfeld, um dann oberhalb des Doamnele-Kares das weite, grasige Plateau des Paltinu-Sattels zu erreichen, wo die rote Hauptkamm-Markierung auftaucht. Nun geht es quer durch die Südflanke zum Doamnele-Sattel und zum Grasplateau der Lăiţa. Der nächste Abschnitt bis zum Lăiţel-Gipfel hat wieder einige heikle, kabelversicherte Passagen.
Vom Lăiţel-Gipfel bietet sich uns, uns ganz nahe, das Bilderbuchpanorama von Călţun und Negoi, im Norden das Lăiţa-Tal, im Süden das Călţun-Tal – überall Felswände und endlose Schutthalden. Steil geht es hinab zum Călţun-See, an dessen Ufer eine Notunterkunft steht.
Über riesige Felsblöcke turnen wir empor zum Sattel Portiţa Negoiului, wo wir ins Kar der Teufelsscharte (Strunga Dracului) des Laiţa-Tals hinüberwechseln. Ein Wegweiser zeigt links empor zum Kamin la Strunga Doamnei, blaues Band, eine Variante unseres Hauptkamm- Weges. Bald darauf ein zweiter Wegweiser. Unser „roter Weg“ führt links empor durch die Teufelsscharte; geradeaus führt der Weg über die Bergerscharte (Strunga Ciobanului) zur Negoi-Hütte, wobei der Negoi-Gipfel abseits bleibt; Markierung rotes Kreuz. Unserem roten band folgend, erklimmen wir den stahlseilgesicherten Kamin der Teufelsscharte, wo uns der frische Wind des Negoi empfängt. Bis zum Gipfel (2535 m) ist es nun nicht mehr weit. Von der hohen Warte bietet sich dem Betrachter einer der schönsten Ausblicke auf die Bergwelt der Karpaten. Gipfelsammler werden es sich nicht nehmen lassen, noch vor dem letzten Anlauf zur Negoispitze den Călţun (2522 m) im Osten, abseits der roten und blauen Markierung von der Teufelsscharte und der Doamnei-Scharte, „mitzunehmen“. Vom Negoi- Gipfel erfolgt der Abstieg bis zu jener Stelle, wo sich die Wege trennen: das rote Band führt über den folgenden Grat zur Şerbota-Spitze; wir folgen dem blauen Abstieg gegen Norden ins Sărăţii-Kar, an der Kleopatra-Nadel vorbei. Mitten im Geröll zeigen Rote-Kreuz- Markierungszeichen den Weg zur Bergerscharte. Vom Kar führt ein Saumweg („Drachensteig“) zur Negoi-Hütte. Die Hütte hat eine günstige Lage am Şerbota-Kamm, zwischen den Tälern Sărăţii und Şerbotei, mit Ausblick auf den Kleinen Negoi und den Tunsu-Kamm.

Blütenpracht der Alpenrosenfelder

9. Tag. Negoi-Hütte – Suru-Hütte. 8 Stunden. Markierung: rotes Band auf dem Hauptkamm, blaues Kreuz von der Negoi-Hütte zum Scara-Sattel, rotes Dreieck vom Suru-Sattel zur Suru-Hütte.
Von der Negoi-Hütte queren wir ins großzügige Şerbota-Tal mit dem sprudelnden Bach. Im Scara-Sattel erreichen wir den Hauptkamm und folgen dem roten Band gegen Westen. Auf der Südseite passieren wir Puha, Scărişoara, Scara und Gârbova. Im westlichen Gârbova- Sattel verlassen wir den Hauptkamm und queren durch die Nordflanke zum Frecker-See (Lacul Avrig). Damit verzichten wir auf die etwas schwierige Überschreitung der Hohen Scharte (Ciortea). Entschädigt werden wir jedoch vollauf durch das Landschaftsbild des Kares mit dem letzten großen See im Westen der Fogarascher Berge, zu Füßen der Hohen- Scharte-Nordwand. Ein mit blauem Punkt bezeichneter Pfad führt vom See hinab zur Bărcaciu-Hütte (Auerhahn-Hütte). Vom See gewinnen wir abermals den Hauptkamm im Seesattel. Auf und ab ziehen wir westwärts über Vârtopul Roşu, Budislavu, Capul Surului, umgehen schließlich den Suru-Gipfel auf der Südflanke und erreichen den Suru-Sattel. Hier nun beginnt der Abstieg zur Suru-Hütte, mit rotem Dreieck bezeichnet, quer durch die von einem Pelz von Alpenrosen bedeckte Flanke des Găvanu-Kares. Die Hütte erwartet uns am Waldrand, auf dem Kamm Fruntea Moaşei.

10. Tag. Suru-Hütte – Turnu Rosu. 8 Stunden, Markierungen: rotes Band auf dem Hauptkamm, rotes Dreieck für den Aufstieg von der Suru-Hütte, rotes Kreuz für den Abstieg Chica Petrilor – Turnu Roşu.
zunächst zurück zum Hauptkamm, dort wo wir ihn verlassen haben: zum Suru-Sattel. Auf der letzten Etappe des Fogarascher Hauptkammes übersteigen wir die behäbigen, abgerundeten Grasgipfel Moaşa, Pisc, Tătaru, Făt, Chica Fedeleşului, Chica Petrilor. Das rote Band führt weiter westsüdwestwärts ins Alt-Tal. Wir können ihm folgen oder auch die Variante dazu benützen: von der Chica Petrilor führt die Markierung rotes Kreuz in nordwestlicher Richtung über Pleşa und Chica Frasinului ins Dorf Turnu Roşu (Porceşti), gleichfalls im Alttal. Damit sind wir am westlichen Ende des Fogarascher Gebirges angelangt. Wir übernachten entweder im Dorf oder fahren per Bahn oder Bus nach Sibiu, um ins Zibinsgebirge (Cindrel) zu gelangen.

Im Zibinsgebirge

11. Tag. Hohe Rinne – Obârşia Lotrului. 12 Stunden. Markierungen: rotes Band auf dem Hauptkamm, rotes Kreuz für den Aufstieg Hohe Rinne – Bătrâna-Sattel und für den Abstieg Tâmpa - Obârşia Lotrului.
Über Sibiu und Răşinari erreichen wir per Bus die Hohe Rinne/Păltiniş, beliebter Höhenkurort und Wintersportzentrum. Der Hauptkamm des Zibinsgebirges kann von hier auch per Sessellift angegangen werden. Von der Sessellift-Talstation führt die Markierung rotes Kreuz durch Wald empor zur Găujoara-Wiese („Gretchenweg“) und weiter zum Bătrâna-Sattel, wo wir den Hauptkammweg, breit wie ein Fahrweg, erreichen. Zu bemerken ist, dass die Markierung rotes Band bereits in Răşinari beginnt und über Vârful Plaiului, Apa Cumpăniţa, Ghihan-Spitze, Tomnaticu-Wiese, Wolfs-Wiese, Onceşti-Garten, Muncel, zum Bătrâna-Sattel führt, ein Weg, der für uns einen zusätzlichen Tag bedeuten würde.
Über den breiten, grasigen, stellenweise latschenbewachsenen Kamm wandern wir nun in sanften Auf und Ab über den Rozdeşti-Sattel, Rozdeşti-Gipfel und Şerbănei-Sattel und erreichen den Cindrel-Gipfel (2244 m), den höchsten des Zibinsgebirges und der gesamten Umgebung, vom Suru bis zum Parâng-Gebirge. Im nördlichen Kar inmitten des Latschenwaldes glitzert der „Große See“ – Iezerul Mare (Naturreservat). Rückblickend gegen Osten sehen wir den langen Anstieg, den wir von der Hohen Rinne zurückgelegt haben. Vom Cindrel führen Markierungen über den Frumoasa-Gipfel zum Oaşa-See – rotes Kreuz; zur Fântânele-Hütte – blaues Band und blaues Kreuz; zum Jagdhaus Piatra Albă – blaues Dreieck. Unser Weg – rotes Band – führt südwärts hinab in den Ştefleşti-Sattel, den Übergang vom Zoodt- ins Frumoasa-Tal und von dort zum Ştefleşti-Gipfel. Über den westlichen Teil des Lotru-Gebirgs-Hauptkamms setzen wir unseren langen Weg fort, über Cristeşti, Piatra Albă, Larga, Tâmpa. Wir folgen dem roten Kreuz, um zur Hütte Obârşia Lotrului abzusteigen.

Wohlverdiente Wanderpause

Obârşia Lotrului ist ein Platz mit einer alten Schutzhütte, Campinghäuschen, Forsthaus, Wetterstation, Forstarbeiterversorgungsladen, Restaurant, an der Kreuzung der beiden Straßen 7 A und 67 C, 1400 m hoch, an der Mündung des Pravăţ in den Lotru, ein Talbecken, von dem gleich 6 Bergketten angegangen werden können; Parâng, Latoriţa- Gebirge, Căpăţânei, Lotru-Gebirge, Zibinsgebirge, Mühlbächer Gebirge.

12. Tag. Obârşia Lotrului – Cabana Rusu. 12 Stunden. Markierung: rotes Band. Variante bis zum Câlcescu-See: rotes Kreuz.
Erst wandern wir 4 km auf der Straße Nr. 67 C, dann weitere 3 km auf einer Forststraße den Lotru entlang. Wo die Straße zu Ende ist, beginnt die Markierung rotes Kreuz, die uns durch Hochwald, Wiesen und zuletzt Latschenwald zum Gâlcescu-See führt. Schon vorher begegnen wir dem roten Band, dem wir weiter folgen und durch eine Hochgebirgslandschaft mit Latschen, kleinen Seen und Geröllhalden schreiten. Steil geht es dann aufwärts zum Hauptkamm (Gipfel Piatra Tăiată). Der Kammweg verläuft auf der grasigen, mäßig steilen Südseite, während auf der Nordseite Steilabbrüche die Gletscherkare mit ihren Seen umgrenzen. In weitem, gegen Norden offenem Bogen geht es über die Gipfel Coasta lui Rus, Leşul, Gruiul zum Parângul-Mare-Gipfel (Mândra, 2519 m), 7 ½ Stunden ab Obârşia Lotrului.
Vom Gipfel schweift der Blick weit ins Land, bis in das rauchende Tal von Petroşani. Die letzten drei Hochgipfel folgen: Gemănarea, Stoeniţa, Cârja, wobei der Blick immer wieder von den Karen auf der Nordseite angezogen wird. Vom letzten Gipfel, Cârja, geht es steil abwärts. Der anfangs noch felsige Kamm wird breiter, zuletzt ein mit Gras bewachsenes sanft abfallendes Plateau. Der westliche Gipfel, Parângul Mic, wird im Süden umgangen, und dann stehen wir vor der Cabana IEFS, die für Sportstudenten errichtet wurde. In der Nähe ist die Bergstation des Sesselliftes, dessen Trasse wir im Abstieg bis zur Cabana Rusu folgen; hier können wir übernachten oder mit dem Bus nach Petroşani fahren.

Auf der Retezat-Südseite

13. Tag. Câmpu lui Neag – Buta. 3 Stunden. Markierung: rotes Kreuz. Nach der langen Parâng-Etappe ist der heutige kurze Weg willkommen. Der Bus fährt uns von Petroşani ins westliche Schiltal (Jiul de Vest) über Uricani nach Câmpu lui Neag, ein malerisches Bergdorf zwischen den hohen Bergen: im Süden – Vâlcan, im Norden Retezat.
Von der Bus-Endstation geht es noch ein Stück Straße entlang, dann verlassen wir das Westschiltal und beginnen den Anstieg in nördlicher Richtung. Bald stoßen wir auf Heuwiesen und Hütten, eine Forststraße nimmt uns auf und führt uns ins Buta-Tal hinein. Wo die Straße zu Ende ist, beginnt ein abenteuerlicher Steig in unmittelbarer Nähe des Baches, über Stock und Stein. Wir erreichen eine Alm „La Fete“ und bald darauf die Buta- Hütte. Die Hütte steht in eindrucksvoller Landschaft auf der Retezat-Südseite, im Norden die Pyramide der Păpuşa Custurii, im Süden das Piule-Kalkmassiv.
Wer das Retezat-Gebirge nicht kennt, sollte es sich nicht entgehen lassen und einige zusätzliche Tage dafür opfern, denn bei unserer Kammwanderung bleibt das eigentliche Retezat-Gebirge unberührt. Allein um die 2500 m übersteigenden Gipfel Peleaga und Păpuşa mitzubekommen, reicht ein langer Sommertag knapp aus.

14. Tag. Buta-Hütte – Stâna Bănăţenilor (Mâţului-Tal). 12 Stunden. Markierung: rotes Band auf dem Hauptkamm, blauer Punkt und rotes Kreuz für den Aufstieg Buta – Plaiul-Mic-Sattel, gleichfalls rotes Kreuz für den Abstieg Piatra Scărişoarei – Stâna Bănăţenilor.

Ins Godeanu-Massiv

Die heutige Etappe führt uns über den Hauptkamm des Kleinen Retezat über Piatra Iorgovanului ins Godeanu-Gebirge, das letzte unserer Wanderung. Von der Buta-Hütte geht es in 45 Minuten empor zum Plaiul-Mic-Sattel, eine wichtige Wegkreuzung und Aussichtswarte. Vor unseren Augen liegt im Norden die gesamte zentrale Zone des Großen Retezat, das Bucura-Tal als Herzstück, umsäumt von Slăvei, Judele, Bucura, Peleaga, dazu noch Păpuşa im Osten.
Der Hauptkamm ist in diesem Abschnitt mit rotem Band und blauem Dreieck markiert. Wir wenden uns südwestwärts und folgen dem roten Band und blauen Dreieck erst durch Latschen, später über das Drăgşanu-Grasplateau, schließlich über verkarstetes Gelände, ständig begleitet vom Panorama des Retezat im Norden.
Der erste Abschnitt unserer heutigen Etappe endet am felsigen Gipfel Piatra Iorgovanului, wo auch die Markierung blaues Dreieck zu Ende ist. Das rote Band ist nun auch nur dürftig vorhanden. In weitem Bogen auf der Nordseite, auf breitem Hirtenpfad durch Latschenwald geht es über die „Trecerea Rea“ in einen weiten Sattel. Ein letzter Kalkgipfel, Stănuleţii, mit Felsen, Latschen und Blumen, und dann sind wir im kristallinen Godeanu-Gebirge.
Wir befinden uns im Soarbele-Sattel, wo ein fast unsichtbarer Hirtenpfad aus dem Schil-Tal – Câmpuşel-Hütte – ins Lăpuşnicu-Mare-Tal quert. Mit viel Spürsinn verfolgen wir den weiteren Verlauf unseres Kammweges. Jeder runde Grasgipfel wird im Norden umgangen, auf jedem weiten Sattel verliert sich der Pfad im Gras, doch helfen da und dort Steinmänner weiter.
Paltina, Borăscu Mic, Stâna Mare, Micuşa Mare, Micuşa, ist die Gipfelfolge, der Retezat bleibt im Nordosten zurück, ihm vorgelagert ist das ebene Borăscu-Plateau, ein geologisches Schulbeispiel für Gipfelerosion. Unser letzter Gipfel ist heute Piatra Scărişoarei, gleichfalls ein ebenes Plateau. Ein Steinmann und einige herumliegende rostige Tafeln markieren eine Wegkreuzung: links, gegen Süden, geht es hinunter zum Cerna-Stausee über den Bulzului-Kamm, rotes Kreuz; rechts, nordwärts, zum Gura-Apei-Stausee, gleichfalls rotes Kreuz; geradeaus zum Godeanu, rotes Band. Wir wenden uns nordwärts, hinab ins Mâţului-Tal, um eine Unterkunft für die Nacht in der „Sennhütte der Banater Hirten“ - Stâna Bănăţenilor, zu suchen. Der Bach führt sein Wasser ins Bran-Tal und zum Gura-Apei-Stausee. Das Tal zwischen Gugu und Borăscu ist eines der eindrucksvollsten der gesamten Karpatenüberschreitung.

Abstieg ins Cerna-Tal

15. Tag. Stâna Bănăţenilor – Cerna Sat. 8 Stunden. Markierung: blaues Kreuz: Stâna Bănăţenilor – Mâţului-Sattel – Morarul; rotes Band: Mâţului-Sattel – Godeanu-Gipfel; ohne Markierung: der Abstieg ins Cerna-Tal.
Die letzte Etappe unserer Haute Route bricht an mit dem Anstieg zum Mâţului-Sattel, zwischen Piatra Scărişoarei und Morarul. Vom Morarul führt ein felsiger Kamm nordwärts zum Gugu (2290 m), dem höchsten Gipfel des Godeanu-Gebirges, und ein weiterer Kamm gegen Süden nach Cracul Mocirliu. Westwärts geht es weiter zum Godeanu; im südlichen Kar glitzert silbern der Godeanu-See. Wir umgehen den Godeanu-Gipfel auf der Nordseite, machen eine scharfe Wendung nach links und besteigen den Godeanu-Gipfel von Westen!
Der felsige Gipfel, letzter Zweitausender unserer Wanderung, bietet uns eine 360-Grad- Rundsicht über Râu-Şes-Tal, Ţarcu und Poiana Ruscăi im Norden; Retezat, Vâlcan und Oslea im Osten; Cerna-Tal und Mehedinţi-Gebirge im Süden; das Cerna-Gebirge und das Banater Bergland im Westen. Gegen Südwesten absteigend gelangen wir in den flachen, weiten Sattel zwischen Râu Şes und Olanul-Tal. Hier begreifen wir erst ganz die Bedeutung des Namens Râu Şes (Ebener Fluss), ein Quellfluss, der in einem kaum angedeuteten, ebenen Tal fließt. Der endgültige Abstieg beginnt über den weitläufigen Kamm Oslea Românească. Schafe und Pferde weiden, unübersehbare Heidelbeerhänge laden zum Naschen ein, lichter Wald nimmt uns auf, zuletzt nackte Steilhänge, die im Cerna-Tal fußen. In Cerna-Sat finden wir auf der Asphaltstraße wieder in die Zivilisation zurück.

Gebirge Etappen Unterkunft
 
Bucegi 1. Buşteni – Omul
2. Omul – Moeciu de Sus (Bran)
Berghütte
Bauernhaus
Königstein 3. (Bran) Peştera – Plaiu Foii
4. Plaiu Foii – Curmătura Zârnei
Berghütte
Biwakschachtel
Fogarascher Gebirge 5. Curmătura Zârnei – Sâmbăta-Hütte
6. Sâmbăta-Hütte – Podragu-Hütte
7. Podragu-Hütte – Bâlea-See-Hütte
8. Bâlea-See-Hütte – Negoi-Hütte
9. Negoi-Hütte – Surul-Hütte
10. Surul-Hütte – Turnu Roşu (Sibiu)
Berghütte
Berghütte
Berghütte
Berghütte
Berghütte
Bauernhaus (Hotel)
Zibinsgebirge 11. (Sibiu) Păltiniş – Obârşia Lotrului Berghütte
Parâng 12. Obârşia Lotrului – Cabana Rusu (Petroşani) Berghütte
Retezat 13. (Petroşani) Câmpu lui Neag – Buta Berghütte
Godeanu 14. Buta – Stâna Bănăţenilor
15. Stâna Bănăţenilor – Cerna Tal
Sennhütte
Bauernhaus (Hotel)

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 85, S. 215 – 231)

Seite Bildunterschrift
 
215 Sonnenstrahlen begrüßen uns am frühen Morgen.
218 Rast am Podul-Giurgiului-See, dem höchstgelegenen Bergsee Rumäniens (2264 m). (Anmerkung: Der höchste Bergsee liegt zwar auch im Fogarascher Gebirge, heißt aber Lacul Mioarelor - 2282 m) Im Hintergrund der Moldoveanu (2543 m).
222 – 223 Kartenskizze
225 Vom Vânătoarea-lui-Buteanu-Gipfel bietet sich ein herrlicher Ausblick auf die Fogarascher Höhenzüge.
229 Ein Abstecher ins Retezat-Gebirge lohnt sich.

Anmerkung: Die hier beschriebene Tour durch die Südkarpaten ist nach meiner Meinung heute so nur noch theoretisch machbar und aus mehreren Gründen in dieser Form auch nicht zu empfehlen.
Das Hauptproblem sind die Unterkünfte, wie ich finde. So kann sich der Karpatenwanderer nicht sicher sein an bestimmten Tagen tatsächlich eine Unterkunft für die Nacht zu bekommen. Es ist einfach unrealistisch anzunehmen, dass jemand mit Sicherheit in Moeciu de Sus am Abend bei einem Dorfbewohner übernachten kann (was ich aber nicht grundsätzlich ausschließe). Gleiches trifft am Ende der Tour auf Cerna Sat zu. Die Biwakschachtel im Zârnei-Sattel habe ich in solch einem schlechten Zustand in Erinnerung, dass man nicht lang überlegt und die Wahl aufs Zelt fällt. Die Surul-Hütte ist 1996 abgebrannt und es wurde lediglich eine Notlösung für etwa 20 Leute errichtet.
Somit empfehle ich die Tour nur mit eigenem Zelt zu machen. Das bedeutet wiederum ein höheres Gewicht auf dem Rücken, wodurch eine Wanderung von 12 Stunden am Tag (hier an 3 Tagen) nur unter größter Anstrengung zu realisieren ist.
Des Weiteren kann der Wanderer nicht davon ausgehen in Turnu Roşu oder an der Rusu-Hütte sofort mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter zu kommen. Ich musste den Weg von Petroşani zur Rusu-Hütte 1997 komplett zu Fuß zurücklegen. Das Gleiche trifft auf die Verbindung von Petroşani nach Câmpu lui Neag zu. Mit Zug und Lkw brauchte ich fast einen halben Tag um vor Ort zu gelangen.
Letztendlich ist auch die Wegmarkierung bei weitem nicht so toll wie angegeben, besonders im Lotru-Gebirge hatte ich größte Probleme bei der Wegfindung. Ich würde für diese Tour mit Zelt etwa 20 Wandertage einplanen.

Falk Kienas

nach oben nach oben